Agnieszka Ciesla
Am 17. Dezember fand in Warschau eine Multiplikatoren-Veranstaltung statt, um die Ergebnisse des BIG-Projektes bekannt zu machen. Die Veranstaltung wurde von der Mimo Wieku-Stiftung organisiert und von Studierenden der Raumentwicklung der Technischen Universität Warschau (8 Personen), Senior*innen, die mit dem Intergenerationalen Aktivitätszentrum zusammenarbeiten (3) und einem Erwachsenenbildner des Zentrums besucht. Während des Treffens wurde die im Rahmen des Projekts entwickelte Workshop-Methodik getestet. Die Altersspanne der Teilnehmenden jag zwischen 20 und über 60 Jahren. Der Workshop begann mit einer „Eisbrecher-Übung“, bei welcher die teilnehmenden sich zunächst in Zweiergruppen erzählten, wer sie sind und was sie auf eine einsame Insel mitnehmen würden. Die jeweils andere Person stelle anschließend die/den Gesprächspartner*in im Plenum vor. Durch die Übung konnte schnell eine entspannte Atmosphäre geschaffen werden.
Während des Workshops haben sich die Teilnehmenden mit den Herausforderungen und Problemen zweier Charaktere des Spiels beschäftigt: Peter, ein Teenager, und Ewa, die an Demenz erkrankt ist. Alle Teilnehmenden haben die Phase des Erwachsenwerdens und des Teenagerdaseins bereits durchlebt. Aufgrund der unterschiedlichen Zeitpunkte dieser Prozesse waren ihre Erfahrungen unterschiedlich, es gab aber auch viele Gemeinsamkeiten. Das Gespräch war sehr offen, wobei eine der Seniorinnen das Thema Sexualerziehung ansprach, das es in ihrer Jugendzeit nicht gab. Auch die jüngeren Teilnehmenden räumten Defizite in diesem Bereich ein. Des Weitern sprachen sie über Fragen von Transgenderismus und Geschlechtsidentitäten, mit denen sich junge Menschen heute vermehrt auseinandersetzen. Die Schlussfolgerung war, dass die Sexualerziehung in Polen trotz des technologischen Fortschritts und des unbegrenzten Zugangs zu Informationen immer noch unzureichend ist. In dem Gespräch wurde auch deutlich, dass ein Teenager zu Hause einen eigenen Raum braucht. Die gemeinsame Nutzung eines Zimmers führt oft zu einer schwierigen Beziehung zu Geschwistern. Zwei Teilnehmende betonten jedoch, dass sie Einzelkinder seien und sich Geschwister gewünscht hätten.
Im zweiten Teil der Veranstaltung ging es um Demenz und die damit verbundenen Herausforderungen. Es stellte sich heraus, dass nicht viele der Teilnehmenden je direkt mit dem Thema konfrontiert waren. Nur zwei Teilnehmende berichteten von ihren Erfahrungen mit der Pflege eines demenzkranken Angehörigen. Daher waren die BIG-Spiel-Szenen, welche Situationen aus dem Leben mit einer Person mit Demenz und ihres Mannes zeigen, sehr interessant und aufschlussreich.
Die mehr als vier Stunden Workshop-Zeit verging für die Teilnehmenden schnell. Sie lobten die Form der Wissensvermittlung sehr — sie mochten den direkten Kontakt mit anderen und den Fokus auf verschiedene Herausforderungen im Leben, die sonst oft ein Tabuthema bleiben. Schließlich ist die Fähigkeit, die Bedürfnisse anderer zu erkennen, eine wichtige Grundlage von Inklusion.